Britta Kuhn
Der E-Autobauer BYD hat VW im chinesischen Massenmarkt überholt. Kann Volkswagen die Wende zur Elektromobilität noch schaffen? In der Zeitschrift WiSt vergleiche ich VWs und BYDs Strategie.[1]
BYDs Strategie[2]
Build Your Dreams begann 1995 als Batteriehersteller. 2003 kamen Autos dazu. In China ist BYD seit 2013 die Nr. 1 im Verkauf vollelektrischer und Plug-in-Hybridfahrzeuge. BYDs Wertschöpfungs-kette ist weitgehend vertikal integriert – das Unternehmen will z.B. Lithium selbst verarbeiten – und gilt als besonders kostengünstig, auch dank langjähriger Erfahrungen mit Elektromobilität. Derzeit expandiert BYD in Absatzmärkte außerhalb Chinas, darunter Deutschland. So löste der Autobauer während der Fußball-EM 2024 Volkswagen als offiziellen Werbepartner ab und unterhält bereits in den meisten Großstädten Autohäuser. Für den EU-Binnenmarkt entsteht ein großes Werk in Ungarn. Konzerneigene Containerschiffe sollen umfangreiche Transportkapazitäten für die Marktexpansion nach Übersee schaffen.
In Asien expandierte der Konzern v.a. mit neuen Modellen im Quartalstakt und über niedrige Preise. Diese subventioniert die chinesische Regierung kräftig per inländischer Forschungsförderung und Steuervergünstigungen für Käufer von Elektroautos. Die genauen Schätzungen dazu enthält der WiSt-Artikel. Deutschland subventionierte dagegen nur vorübergehend und vornehmlich Autokäufe – d.h. auch Importe.
Volkswagens Strategie[3]
China ist für die VW Gruppe der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt. Allerdings ist der Absatzanteil vollelektrischer und Plug-in-Hybridfahrzeuge gering. Bis 2030 möchte der Konzern deshalb über die Hälfte seiner Fahrzeuge vollelektrisch liefern. Neue Plattformen sollen rund 50 rein batterieelektrische Modelle erzeugen und dabei umfassende markenübergreifende Fertigungssynergien realisieren. VWs chinesisches Entwicklungszentrum hat dabei die zentrale Aufgabe, vollvernetzte Elektrofahrzeuge 30% schneller zu entwickeln und Synergien mit diversen externen und internen Partnern zu verwirklichen – z.B. dem Batterieentwickler Gotion und dem konzerneigenen Softwarespezialisten CARIAD. Daneben kooperiert Volkswagen Pkw mit dem chinesischen Elektrofahrzeughersteller XPeng. Allein bei Batterien sollen Skaleneffekte durch eine Einheitszelle die Kosten um die Hälfte senken. Daneben entstehen eigene, standardisierte Gigafabriken.
VW will die notwendigen Digitalisierungs- und Elektrifizierungs-investitionen durch sinkende Kosten und höhere Produktivität finanzieren. Insgesamt plant der Konzern den Spagat zwischen hochlaufender Elektromobilität und Festhalten am Verbrenner – auch vor dem Hintergrund, dass sich die Transformation zur Elektromobilität in wichtigen Absatzregionen wie Nordamerika und Europa zuletzt verlangsamte.
Wer macht das Rennen? [4]
Bisher erzielte BYD den Löwenanteil seiner Umsätze im chinesischen Heimatmarkt. Im internationalen Markt ist VW noch der wesentlich größere Spieler. Speziell in Deutschland verlief BYDs Marktexpansion bisher unter Plan. Volkswagen ist derweil damit beschäftigt, Kosten zu senken und seinen technologischen Rückstand in der Elektromobilität aufzuholen. VWs komplexe Konzernstruktur könnte zu langsam und ineffizient für die Transformation bleiben. Ein eskalierender Taiwan-Konflikt würde den Konzern schließlich kalt erwischen, da der chinesische Markt ein Klumpenrisiko darstellt. In der EU könnte Volkswagen dagegen angesichts des politischen Rechtsrucks Zeit gewinnen – nämlich falls das ab 2035 vereinbarte Verbrenner-Aus verschoben wird. Schließlich dürften sich in die EU importierte Elektroautos durch die neuen Antidumping-Zölle verteuern. Sie betreffen allerdings auch deutsche Autoproduzenten und deren Joint Ventures.
Quelle:
[1] Britta Kuhn, Die Strategie von VW und BYD im Vergleich, Aktuelles Stichwort, Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt) 2025, 54(1-2), S. 41-43, https://www.beck-elibrary.de/10.15358/0340-1650-2025-1-2-41/die-strategie-von-vw-und-byd-im-vergleich-jahrgang-54-2025-heft-1-2?page=1
[2] Details und genaue Quellenangaben: Vgl. Britta Kuhn, a.a.O., S. 42 f.
[3] Details und genaue Quellenangaben: Vgl. Britta Kuhn, a.a.O., S. 41 f.
[4] Details und genaue Quellenangaben: Vgl. Britta Kuhn, a.a.O., S. 43.