Rohstoffstrategien der EU und Chinas in Lateinamerika

Britta Kuhn

Sarah Körbels Bachelor-Thesis analysiert aktuelle Fallstudien[1]

Lithium aus Chile und Argentinien, Kupfer aus Peru – die EU und China rivalisieren bei lateinamerikanischen Rohstoffen. Worin liegen Stärken und Schwächen ihrer Strategien?

Unterschiedliche Strategien und Interessen[2]

China und die EU benötigen verstärkt kritische Rohstoffe, die unter anderem für die Energiewende unverzichtbar, aber knapp und damit strategisch bedeutsam sind. Lateinamerika bietet hier u.a. Lithium und Kupfer. Die Europäische Union hängt bisher hochgradig von strategischen Mineralien ab, die in China verarbeitet wurden. Sie möchte daher ihre Lieferquellen v.a. über den Critical Raw Materials Act (CRMA) von 2024 diversifizieren. Das Gesetz schafft im Wesentlichen finanzielle Anreize, strategische Rohstoffe innerhalb der EU abzubauen und zu verarbeiten. Weitere Initiativen fördern nachhaltige, d.h. ESG-konforme Rohstoffpartnerschaften mit Drittländern. Die Thesis vertieft hier neben Gobal-Gateway-Infrastrukturinvestitionen u.a. den LAGreen Fund, wobei LA für Lateinamerika steht.

China sichert sich bereits seit der Jahrtausendwende lateinamerikanische Rohstoffe: Mit umfangreichen Direktinvestitionen beteiligte sich die Volksrepublik an lokalen Minen. Daneben finanzierte sie über die Belt and Road-Initiative umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen, die den Zugang zu den Rohstoffen verbesserten. Schließlich schloss sie langfristige Lieferverträge zur Weiterverarbeitung in China. Inzwischen möchten die rohstoffreichen Förderländer Lateinamerikas jedoch vom reinen Abbau zu nachhaltigen Wertschöpfungsketten gelangen. Die Mineralien sollen also umweltfreundlicher abgebaut und im Inland weiterverarbeitet werden, um durch Technologietransfer von mehr und längerfristigem Wachstum zu profitieren.

Fallstudien aus Chile, Argentinien und Peru[3]

Wie sich die Rohstoff-Rivalität zwischen der EU und China im Einzelfall darstellt, verdeutlicht die Thesis anhand aktueller Beispiele in drei wichtigen südamerikanischen Förderländern. Zusammengefasst: Mit Chile unterzeichnete die EU eine strategische Partnerschaft. Daneben existiert ein Freihandelsabkommen, das schrittweise ausgebaut wurde und inzwischen auch gemeinsame, nachhaltige Bergbauprojekte begünstigt. Der Andenstaat möchte sich zum führender Lithium-Verarbeiter entwickeln, was mit der EU eher möglich erscheint als mit China. Die Volksrepublik wendet sich daher verstärkt Argentinien zu. Über große Gemeinschaftsprojekte weitete sie erst jüngst ihre Kontrolle vom Lithiumabbau auf die örtliche Weiterverarbeitung aus. Zwar schloss die EU auch mit Argentinien eine Rohstoffpartnerschaft. Aber China bleibt der mit Abstand wichtigste ausländische Akteur vor Ort. In Peru konkurrieren die EU und China v.a. um Kupfer. Das Land plant rund 30 Bergbauprojekte bis 2050. China steht auch hier als Großinvestor bereit, stößt aber zunehmend auf Proteste der lokalen Bevölkerung. Die EU setzt dagegen auch in Peru auf ESG-konforme und gemeinsam entwickelte Wertschöpfungsketten.

Vergleichende Bewertung[4]

China investierte bisher vornehmlich in den lokalen Rohstoff-Abbau und flankierende Infrastruktur. EU setzt auf ESG-konforme Wertschöpfungsketten, von denen die Förderländer technologisch und wirtschaftlich stärker profitieren. Soweit es ihr im Einzelfall gelingen wird, die tatsächlichen Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung einzubinden, umfangreiche Finanzmittel zu aktivieren und die technologische Entwicklung der lateinamerikanischen Partner voranzutreiben, könnte ihr kooperativer Ansatz den Rückstand zu China verkleinern. Dies ist jedoch nicht ausgemacht. Denn die geopolitische Rolle der EU sank in den letzten Jahren und ihren Hang zu umfangreichen Regulierungen empfinden Drittländer mitunter als bevormundend.


Quellen:

[1] Sarah I. Körbel, „Rohstoffstrategien der EU und Chinas in Lateinamerika: Eine kritische Analyse anhand ausgewählter Fallstudien“, Bachelor Thesis, Wiesbaden Business School der Hochschule RheinMain, 28.03.2025.

[2] Im Detail: Sarah I. Körbel, a.a.O., Kapitel 2-3, S. 2 ff.

[3] Im Detail: Sarah I. Körbel, a.a.O., Kapitel 4, S. 10 ff.

[4] Im Detail: Sarah I. Körbel, a.a.O., Kapitel 5-6, S. 17 ff.

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