EU-Rohstoffpartnerschaften

Britta Kuhn

Die EU unterzeichnete seit 2021 vierzehn Abkommen zu wichtigen, aber knappen Rohstoffen mit Drittländern. Was sie bringen, erläutere ich im Wirtschaftsdienst.[1]

Klumpenrisiko China z.B. bei Seltenen Erden[2]

Inzwischen weiß es jeder Laie: Die EU (und Deutschland) hängen bei ausgewählten Seltenerdmetallen, die für die Energiewende, Autos oder Rüstungsgüter essenziell sind, an Chinas Tropf. Der Wirtschaftsdienst-Beitrag detailliert, dass z.B. 100 % des in der EU verbrauchten Gadoliniums, Terbiums und Dysprosiums aus chinesischer Verarbeitung stammt. Die EU will diese Abhängigkeiten mit ihrem Critical Raw Materials Act (CRMA) von 2024 auf maximal 65 % bis 2030 senken. Hierzu dienen v.a. neu zu schaffenden Förder-, Verarbeitungs- und Recyclingkapazitäten innerhalb der EU, daneben Partnerschaften mit rohstoffreichen Drittländern.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Rohstoffpartnerschaften[3]

Bisher existieren Abkommen mit Argentinien, Australien, Chile, Grönland, Kanada, Kasachstan, Kongo (DRC), Namibia, Norwegen, Ruanda, Sambia, Serbien, der Ukraine und Usbekistan. Alle sind unverbindliche Memoranda of Understanding (MoUs). Sie wollen beidseitige Vorteile bieten, indem wichtige kritische, darunter v.a. knappe strategische Mineralien entlang der gesamten Wertschöpfungskette nachhaltig gefördert, verarbeitet und wiederverwertet werden. Hierfür stellt die EU Beihilfen in Aussicht, v.a. für Infrastruktur, Forschung und Weiterbildung. Gleichzeitig sind die MoUs unterschiedlich präzise. Der Vertrag mit Grönland z.B. schließt die Uranförderung ausdrücklich aus. Jener mit Kasachstan präzisiert, dass Global Gateway-Subventionen, also EU-Entwicklungsgelder, fließen sollen. Mit Norwegen will die EU auch Batterien entwickeln, mit Serbien Elektrofahrzeuge, mit Namibia grünen Wasserstoff.

Unterschiedliche Erfolgsaussichten der Abkommen[4]

Der Wirtschaftsdienst-Artikel vertieft Besonderheiten der einzelnen Abkommen. Fast perfekt erscheint z.B. die Kooperation mit Kanada: Das Land ist extrem rohstoffreich, verfügt über Bergbauexpertise in aller Welt, unterhält ein Freihandelsabkommen mit der EU, ist ein stabiler Wertepartner und will auch finanziell unabhängiger von China werden. Entsprechend erfolgreich verlaufen bereits u.a. Gemeinschaftsunternehmen und der wissenschaftliche Austausch. Hemmend wirken z.B. hohe Kosten durch angestrebte Nachhaltigkeitsstandards von Weltklasse, die einzubindende indigene Bevölkerung oder fehlende chinesische Direktinvestitionen.

Überaus schwierig wirkt dagegen die Übereinkunft mit der Demokratischen Republik Kongo. Das höchst fragile Land leidet z.B. unter Krieg im kobalt- und kupferreichen Osten oder kaum kontrollierbarem Kleinbergbau unter katastrophalen Umwelt- und Sozialstandards. Die EU ist zudem eine ungeliebte Partnerin, zumal sie auch ein Abkommen mit Ruanda schloss. Der Nachbar unterstützt Rebellen im Ostkongo – es geht um Rohstoffe. Ob die geplante Sonderwirtschaftszonen für Batterievorprodukte mit Sambia im Kupfergürtel und der Lobito-Korridor in die gleichnamige angolanische Hafenstadt ein Erfolg werden, ist nicht gesichert.

Zwischen Traumpartner Kanada und Problemfall DRC dürfte die Vereinbarung mit Serbien liegen: Dessen Präsident strebt zwar in die EU, beide Seiten hoffen auf höheres Wachstum durch gemeinsame Wertschöpfungsketten von der Lithiumförderung bis zur Batterie- und Elektrofahrzeugproduktion. Allerdings protestieren längst weite Bevölkerungskreise gegen die Lithium-Förderpläne im Jadar-Tal. Sie misstrauen der Regierung und werden dabei von pro-russischen Kräften unterstützt, die einen EU-Beitritt Serbiens verhindern wollen.

Weitere Partnerschaften schließen![5]

Angesichts der wirtschaftlich nutzbaren Reserven weltweit sollte die EU auch mit rohstoffreichen Ländern wie Brasilien, Indien, Indonesien und den USA Abkommen schließen. Hierzu würden Freihandelsabkommen beitragen, die in der Vergangenheit u.a. daran scheiterten, dass die EU viel Nachhaltigkeit forderte, andererseits ihre Agrarmärkte abschottete. Sie wird daneben erhebliche Anstrengungen unternehmen müssen, um mehr privates Risikokapital in Rohstoffprojekte zu lenken. Auch diese weiteren Chancen und Herausforderungen der Rohstoffpartnerschaften detailliert der Wirtschaftsdienst-Beitrag.


Quellen:

[1] Britta Kuhn, Strategische Rohstoffe in der EU: Was bringen die Partnerschaften mit Drittländern? Wirtschaftsdienst (2025) 105(7), S. 505-511, https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2025/heft/7/beitrag/strategische-rohstoffe-in-der-eu-was-bringen-die-partnerschaften-mit-drittlaendern.html

[2] Details und alle Literaturhinweise: Britta Kuhn, Strategische Rohstoffe…, a.a.O., S. 505-506.

[3] Details und alle Literaturhinweise: Britta Kuhn, Strategische Rohstoffe…, a.a.O., S. 505-506.

[4] Details und alle Literaturhinweise: Britta Kuhn, Strategische Rohstoffe…, a.a.O., S. 507-509.

[5] Details und alle Literaturhinweise: Britta Kuhn, Strategische Rohstoffe…, a.a.O., S. 509-510.

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