Vietnams Geschichte für Anfänger

Britta Kuhn

Deutschland will mit Vietnam enger zusammenarbeiten, um unabhängiger von China zu werden. Seit Indochinakrieg,Vietnamkrieg und Nord-Süd-Teilung hat sich das Land positiv entwickelt.[1]

Vom französischen Krieg (1946 bis 1954)…

Ab 1887 gehörten das heutige Vietnam, Laos und Kambodscha zur Indochinesischen Union, die unter französischer Kolonialherrschaft stand. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Ho Chi Minh für Vietnams weitere Entwicklung zentral. Er lebte von 1894 bis 1969, gründete 1930 die Kommunistische Partei Vietnams und 1941 die Befreiungsbewegung Vietminh. 1945 rief er die Demokratische Republik Vietnam aus, seine Vietminh kämpften aber noch von 1946 bis 1954 gegen französische Truppen. 1946 hatten die französischen Kolonialbehörden die Leitung des nördlichen Vietnams von den Chinesen übernommen. Von den Briten erhielten Sie die Verwaltung des südlichen Vietnams. Die USA griffen nicht in diesen „Indochinakrieg“ ein. Er endete 1954 mit Frankreichs Niederlage. Aus der Indochinesischen Union wurden die souveränen Staaten Laos, Kambodscha, Nord- und Südvietnam.

…zum amerikanischen Krieg (1957 bis 1975)

Nordvietnam mit seiner Hauptstadt Hanoi orientierte sich an Maos China und wurde von 1954 bis 1969 von Ho Chi Minh beherrscht. In Südvietnam mit seiner Hauptstadt Saigon setzte sich zunächst Ngo Dinh Diem durch, den die USA stützten. Die südvietnamesische Befreiungsfront Vietcong bekämpfte beide. Nordvietnam und China unterstützten sie. Insgesamt dauerte dieser Kampf von 1957 bis 1975. Von 1963 bis 1973 beteiligten sich US-Truppen unmittelbar daran. Ihr „Vietnamkrieg“ erhielt weltweit und langfristig viel Aufmerksamkeit, unter anderem wegen des US-Einsatzes eines dioxinhaltigen Entlaubungsmittels. Es machte zahllose Menschen und ihre Nachkommen krank bzw. deformierte sie. Der Krieg endete mit Saigons Fall, das in Ho-Chi-Minh-Stadt umbenannt wurde. 1976 entstand die wiedervereinigte Sozialistische Republik Vietnam.

Vietnams Politik seit der Wiedervereinigung (1976 bis heute)

Bis Mitte der 1980er Jahre folgte Vietnams Regierung der Planwirtschaft. Ihr Verhältnis zu ebenfalls kommunistischen Nachbarn wie Kambodscha oder China blieb jedoch spannungsreich. Kambodscha wurde im Kampf gegen Pol Pots Terrorregime der Roten Khmer von 1978 bis 1989 besetzt. Mit China streitet Vietnam seit 2013 um die Paracel- und die Spratly-Inseln.[2] 1986 begann Vietnams Erneuerungspolitik doi moi, die kapitalistisches Wirtschaften zunehmend ermöglichte. 1997 trat das Land dem ASEAN-Verbund bei, dem neun weitere südostasiatische Staaten angehören.[3]2007 wurde Vietnam Mitglied der Welthandelsorganisation WTO und unterzeichnete 2015 ein Freihandelsabkommen mit der EU. Damit öffnet das Land EU-Unternehmen die Tür zur ASEAN-Gemeinschaft.  Bei aller marktwirtschaftlichen Öffnung genießt der Kommunist Ho Chi Minh bis heute eine hohe Reputation in der Bevölkerung und ziert zum Beispiel die nationalen Geldscheine – so wie Mao Zedong in China.

Beziehung zu Deutschland seit 1976

Nach Vietnams Wiedervereinigung 1976 flohen rund 1,2 Millionen Südvietnamesen vor ihren nordvietnamesischen Landsleuten, häufig über das Meer. Geschätzt 35.000 dieser „Boatpeople“ schafften es ins damalige Westdeutschland – zum Beispiel auf Rupert Neudecks Cap Anamur. In die DDR zogen eher Nordvietnamesen. Während der übermächtige Nachbar und Handelspartner China misstrauisch beäugt wird, sind deutsche Unternehmen und Touristen im Land gerne gesehen. Autokonzerne wie BMW und Mercedes, aber auch BASF und Siemens produzieren längst in Vietnam. Beide Länder weisen ähnliche Teilungserfahrungen auf und es leben inzwischen viele Vietnamesen bzw. deren Nachkommen in Deutschland. Seit 2011 verbindet eine strategische Partnerschaft beide Staaten. In Ho-Chi-Minh-Stadt lehrt beispielsweise die mit deutschen Mitteln geförderte Vietnamese German University technisch-naturwissenschaftliche Fächer in englischer Sprache. Daneben werden seit 2013 vietnamesische Krankenpflegekräfte für die hiesige Altenpflege rekrutiert und weiterqualifiziert. Von besonderem Interesse für die deutsche Wirtschaft sind schließlich Vietnams hohe Wachstumsraten und reiche Bodenschätze.


Quellen:

[1] Grundlage, soweit nicht anders angegeben: Hermann Kinder, Werner Hilgemann und Manfred Hergt, dtv-Altlas Weltgeschichte, Band 2, München 2015, S. 609, 611. Heike Baldauf, Vietnam. Ein Länderporträt, Berlin 2016, S. 10 (China), 24 (Ho Chi Minh; Vietcong), 25-28 (Agent Orange und Folgen), 113 (Paracel-/Spratly-Inseln), 120 (Verehrung Ho Chi Minhs), 128 f. Außenwirtschaftliche Öffnung), 130 (Bodenschätze), 150 f. (Vietnamese German University), 190-192 (Deutschland und Vietnam), 195 (Strategische Partnerschaft), 196 (vietnamesische Pflegekräfte).

[2] Am Streit um die Spratly-Inseln sind außerdem Taiwan, Malaysia, Brunei und die Philippinen beteiligt. Es geht unter anderem um Rohstoff-Vorkommen.

[3] Die „Association of Southeast Asian Nations“ ASEAN umfasst zur Zeit Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, die Philippinen, Singapur,  Thailand und Vietnam. Sie dient unter anderem der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Details unter http://www.asean.org.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..