Neues vom E-Yuan 1: In China hinter Plan

Britta Kuhn

Chinas digitales Zentralbankgeld (CBDC) befindet sich immer noch in der Pilotphase. Warum, erläutere ich ausführlich in der Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen ZfgK[1.

Vielfältige Fördermaßnahmen[2]

Der chinesische E-Yuan, auch als digitaler Yuan Renminbi, e-CNY oder E-RMB bekannt, wird seit 2014 entwickelt. Die Zentralbank testete ihn ab 2019 umfassend. Anreize, ihn zu nutzen, bestanden bisher vor allem in befristeten Rabattaktionen. Daran kann nur teilnehmen, wer eine digitale Börse mit e-CNY besitzt. Außerdem mussten reichweitenstarke Plattformen wie Alipay und WeChat Pay den E-Yuan ab 2021 in ihre Apps integrieren. Neuerdings entwickelt die Notenbank ihn vom reinem Bargeld-Ersatz zum umfassenden Zahlungsmittel mit Smart Contract-Funktionen. Auch Kredite in e-CNY könnten ihn via Zinserträge attraktiver machen. Schließlich spielt er für Chinas Smart City-Infrastruktur und im öffentlichen Bereich eine wachsende Rolle.

Durchwachsene Erfolgsbilanz[3]

Dennoch scheint der E-RMB innerhalb Chinas wenig Akzeptanz zu finden: Die e-wallets nahmen nur befristet rund um die Rabattaktionen zu. Sein Anteil an der Zentralbankgeldmenge M0 ist nach wie vor gering. Viel häufiger zahlen die Chinesen mit Debit- oder Kreditkarten und bevorzugen Alipay oder WeChat Pay. Diese „Platzhirsche“ bieten wesentlich mehr und ständig weitere Nutzungsmöglichkeiten. Auch für Händler scheint der e-CNY noch nicht wirklich attraktiv zu sein, da zu teuer. Nur die finanzielle Inklusion fördert das digitale Zentralbankgeld bisher besser als private Dienstleister oder das ebenfalls unverzinsten Bargeld.

Erfolgsbremse Überwachung? [4]

Die Zentralbank betont den Datenschutz des E-Yuans. Genau hier liegt ein Problem: Das offizielle Konzept der „managed anonymity“ wirkt unglaubwürdig. Nicht nachvollziehbar sind angeblich kleine Transaktionen bis maximal 10.000 ¥ je wallet, 2.000 ¥ je Transaktion, 5.000 ¥ je Tag und 50.000 ¥ je Jahr, wobei 1 € rund 7-8 ¥ entspricht. Hier reiche eine hinterlegte Mobiltelefonnummer und die Telefongesellschaft dürfe nicht offenbaren, wessen Identität sich dahinter verberge. Allerdings erfahren Behörden wie z.B. die Financial Intelligence Units, die gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung kämpfen, genau diese Identität im Verdachtsfall. Auch die Zentrale Kommission für Disziplinaraufsicht der Kommunistischen Partei, die neben Korruption auch ideologische Abweichung bekämpft, kann jederzeit zugreifen, um Regimekritikern und weiteren unerwünschten Personen z.B. Geldwäsche oder Terrorfinanzierung zu unterstellen. Wird die Regierung den e-CNY schließlich in ihr Sozialkreditsystem integrieren? Bei Tests in Kantinen der Stadt Wenzhou ist er bereits mit Gesichtserkennungstechnologie ausgestattet.

Fazit und Ausblick[5]

Chinas Regierung fördert den E-Yuan stark, aber die Bevölkerung bevorzugt bislang private Zahlungssysteme. Anbieter wie Alipay oder WeChat Pay bieten den Menschen mehr Nutzen und das Datenschutzversprechen der Zentralbank wirkt unglaubwürdig. Eine obligatorische Einführung des digitalen Zentralbankgeldes wäre nur ein letztes Mittel, das massive Legitimitätsprobleme hervorriefe. Damit sich der e-CNY innerhalb Chinas freiwillig durchsetzt, muss er den Nutzern mehr greifbare Vorteile bieten.

Aus Regierungssicht steht der E-Yuan für Stabilität und Kontrolle. Beides sind Oberziele chinesischer Politik. Er könnte die Cybersicherheit der Volksrepublik erhöhen und den Renminbi langfristig zu einer zweiten Weltwährung machen. Dazu mehr im nächsten Blog-Beitrag.


Quellen:

[1] Britta Kuhn, Neues vom E-Yuan: In China mäßig erfolgreich – weltweit auf dem Vormarsch. Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen Jg. 78, Heft 22 vom 17.11.2025, S. 996-1001.

[2] Details und Literaturhinweise bei Britta Kuhn, a.a.O., S. 996 und 998 f.

[3] Details und Literaturhinweise bei Britta Kuhn, a.a.O., S. 996 f.

[4] Details und Literaturhinweise bei Britta Kuhn, a.a.O., S. 997 f.

[5] Details und Literaturhinweise bei Britta Kuhn, a.a.O., S. 998 und 1001

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