Was bringt digitales Zentralbankgeld? (CBDC)

Britta Kuhn

Selma Rechkemmers Bachelor-Thesis analysiert das weltweite CBDC-Potenzial anhand ausgewählter Initiativen[1]

Mit Central Bank Digital Currency, kurz CBDC, beschäftigen sich inzwischen über 100 Länder. Die Gestaltungsoptionen erscheinen so divers wie die Chancen, Risiken und nationalen Entwicklungsstände.

CBDC ersetzt und ergänzt Bargeld[2]

Zentralbankgeld besteht aus dem Bargeldumlauf und den Forderungen der Geschäftsbanken bei der Notenbank. Diese Geldbasis M0 enthält also kein Buch- bzw. Giralgeld, das zwischen Konten transferiert und von Kreditinstituten weitgehend aus dem Nichts geschaffen wird. Bisher können Normalbürger Zentralbankgeld nur als Bargeld halten. Mit Retail CBDC käme eine elektronische Variante hinzu, die Bargeld zunächst ergänzen und später ersetzen könnte. (Wholesale CBDC ist dagegen kein grundsätzlich neues Konzept, da Banken schon heute ihre Zentralbank-Reserven elektronisch halten.) CBDC lässt sich unterschiedlich ausgestalten, was die Art der Bereitstellung (z.B. konten- versus objektbasiert, direkt versus indirekt) und die technologische Lösung (zentral versus dezentral, z.B. per Blockchain) betrifft.

Ausgangssituation, Chancen und Risiken[3]

2022 setzten sich bereits 114 Länder mit CBDC auseinander. 2020 waren es nur 35. Eine zweistufige Struktur, die das Geld indirekt über das Bankensystem ausgibt und mit den bestehenden Zahlungsverkehrssystemen vereinbar ist, bevorzugen über 70 Prozent der Zentralbanken. Als Chancen digitalen Zentralbankgeldes gelten unter anderem mehr Effizienz und Sicherheit im Zahlungsverkehr, eine höhere Finanzstabilität im Vergleich zu privaten Kryptowährungen, sowie eine bessere finanzielle Teilhabe – sowohl inländisch, als auch grenzüberschreitend. Forschungsbedarf besteht noch hinsichtlich möglicher Gefahren. So könnte – je nach Höhe der CBDC – die Vermittlungsrolle des Bankensektors zu stark zurückgehen oder finanzielle Instabilität drohen, wenn z.B. in Krisenzeiten Bankeinlagen in Sekundenbruchteilen in CBDCs umgeschichtet würden. Ganz zu schweigen von Hackerangriffen oder Datenschutzproblemen.

Beispiele USA, Bahamas und Singapur[4]

Stellvertretend für die weltweit vielfältigen CBDC-Projekte detailliert die Thesis drei sehr unterschiedliche Vorhaben. Die USA befinden sich noch in der Entwicklungsphase. Mehrere Forschungsprojekte untersuchen Ausgestaltungsmöglichkeiten im Retail- und Wholesale-Bereich sowie mit und ohne Blockchain. Die Bahamas nutzen bereits digitales Zentralbankgeld. Ihr Sand Dollar wurde 2020 offiziell eingeführt und lässt sich grundsätzlich per Smartphone oder per physischer Zahlungskarte transferieren. Es gibt verschiedene Funktionalitäten und Obergrenzen für unterschiedliche Nutzer wie zum Beispiel Privatpersonen und Unternehmen. Bis Mitte 2022 stand der Sand Dollar aber erst für vernachlässigbare 0,1 Prozent des Bargeldumlaufs. Singapur hat sich vorerst gegen digitales Zentralbankgeld entschieden, da es derzeit keine Vorteile gegenüber dem bestehenden Zahlungssystem biete. Der Stadtstaat forscht aber weiter sowohl an Wholesale-, als auch an Retail-Projekten. 

Fazit[5]

Die mit CBDC verbundenen Ziele, Chancen und Risiken unterscheiden sich von Land zu Land stark. Schon allein deshalb verwundert es nicht, dass bisher keine Standardlösung existiert. Viele technische und organisatorische Fragen sind noch zu erforschen. Daneben müsste die Bevölkerung den Nutzen elektronischen Zentralbankgeldes sehen, um es neben oder anstelle heutigen Bargelds und privater Zahlungsverkehrsdienste zu akzeptieren.


Quellen:

[1] Selma Rechkemmer, „Central Bank Digital Currency: Eine kritische Analyse des aktuellen Entwicklungsstands“, Bachelor Thesis, Wiesbaden Business School der Hochschule RheinMain, 31.03.2023.

[2] Im Detail: Selma Rechkemmer, a.a.O., Kapitel 2-3, S. 2 ff.

[3] Im Detail: Selma Rechkemmer, a.a.O., Kapitel 4, S. 6 ff.

[4] Im Detail: Selma Rechkemmer, a.a.O., Kapitel 5, S. 11 ff. 

[5] Im Detail: Selma Rechkemmer, a.a.O., Kapitel 6-8, S. 16 ff.

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