Geld der Zukunft & Zukunft der Globalisierung

Britta Kuhn

Prof. Dr. Stefan Schäfer von der Wiesbaden Business School erklärte am 2.11.2023 im Wiesbadener Rathaus das Geld der Zukunft, Prof. Dr. Marina Grusevaja am 9.11.2023 Globalisierung in Zeiten geopolitischer Spannungen.

Bargeld, Bitcoin, Digitaler Euro

Wie bezahlen wir in Zukunft? Der Vortrag unterschied (digitales) Geld, Bitcoin, Stablecoins und den digitalen Euro. Geld muss drei Eigenschaften erfüllen, nämlich als Recheneinheit, Tausch- und Wertaufbewahrungsmittel dienen. Bargeld wird ausschließlich von Zentralbanken bereitgestellt. Es ist einfach und anonym, wird aber zum Bezahlen zunehmend durch Buchgeld ersetzt. Das sind Kontoguthaben, die Geschäftsbanken weitgehend selber schaffen.

Bitcoin beruhen auf der Blockchain-Technologie. Sie werden privat und dezentral geschaffen. Ihr Kurs schwankt beträchtlich, aber stieg seit 2009 erheblich an. Damals konnte beispielsweise mit einem Bitcoin ein Blatt Kopierpapier erworben werden, im Jahr 2023 bereits ein Kleinwagen. Bitcoin gelten nicht als Geld, weil sie zu volatil, ineffizient, energieintensiv und deflationär sind.

Stablecoins stellen digitale Werteinheiten dar, die durch „richtiges Geld“ wie beispielswiese US-Dollar gedeckt sind. Der Referent sah in ihnen großes Potenzial, auch wenn die private Konkurrenz den Zentralbanken und Regierungen nicht schmecken dürfte. Ein von Facebook bzw. Meta lancierter Stablecoin namens Libra, später Diem, verschwand schon wieder vom Markt. Der Emittent erhält von den Nutzern Gebühren und Daten, daneben Zinsen der Reservewährung, die er hält, um sie den Nutzern im Tausch gegen Coins bereitzustellen.

Der digitale Euro reagiert auf die zunehmende Digitalisierung bzw. abnehmende Bargeldnutzung, geostrategische Ängste, etwa den weit entwickelten chinesischen E-Yuan, aber auch auf die private Konkurrenz der „Big Techs“. Er funktioniert wie Bargeld, stellt also Zentralbankgeld dar. Sein Nutzen und seine Perspektiven sind umstritten. Wird er anonym sein? Inwieweit erodiert durch ihn das Bankensystem? Wie wird er ausgestaltet sein? Dies sind nur einige Fragen. Am Ende wagte der Referent folgende Prognose: Wie werden nie mit Bitcoin bezahlen, weniger mit Bargeld und eventuell ab 2030 zusätzlich mit E-Euros. Weitere Alternativen könnten Stablecoins sein.

Werden Bananen bald Luxus?

Bananen sind in Deutschland das zweitbeliebteste Obst nach Äpfeln. Ihr Konsum nimmt seit Jahren zu, während der Apfelverbrauch zurück geht. Allerdings stammen nur zehn Prozent dieser Bananen aus der Europäischen Union, insbesondere aus Spanien und den französischen Übersee-Departements. Drei Viertel stammen aus Lateinamerika, die restlichen 15 Prozent aus den so genannten AKP-Staaten. Damit sind Herkunftsländer in Afrika (z.B. Elfenbeinküste), der Karibik (z.B. Dominkanische Republik) und dem Pazifik gemeint. Deutschland hängt also zu hundert Prozent von ausländischen Bananen ab. Deren Preise sind im Jahr 2023 jedoch stark gestiegen.

Die Volkswirtschaftslehre betont traditionell die Effizienzvorteile der Globalisierung. Der Vortrag verdeutlichte jedoch, dass Transportkosten, Arbeitsbedingungen, Umweltprobleme, einseitige Abhängigkeiten und zunehmend auch geopolitische Krisen zu Globalisierungsproblemen führen. So leiden viele Länder unter erheblichen „Business Defaulting Risks“. Unternehmen, die dort investieren, müssen mit Ausfällen rechnen, die sich aus dem institutionellen Umfeld ergeben. Weitgehend risikofrei sind demnach Nordamerika, Australien, Japan und die skandinavischen Länder. Mit Abstrichen folgt Westeuropa. In den Worten der Referentin: „Geopolitik wird zum ökonomischen Faktor.“

Schon seit der Finanzkrise von 2008 geht der Trend zur Slow- bzw. De-Globalisierung. Zuletzt verstärkte er sich deutlich. Das senkt den wirtschaftlichen Wohlstand weltweit. Der Vortrag verwies auf Schätzungen des Internationalen Währungsfonds zum „Reshoring“ und „Friendshoring“. Bei einer Rückverlagerung der ökonomischen Aktivität ins Inland würde die weltweite Wertschöpfung dauerhaft um vier Prozent sinken. Bei einer Konzentration des Austauschs auf befreundete Länder immer noch um fast zwei Prozent. Besonders schädlich wäre eine Abkopplung von und für die Volksrepublik China. Für die Bananenpreise in Deutschland bedeutet dies: Sie dürften auch weiterhin steigen. Denn der Schutz der Umwelt, Demokratie oder Meinungsfreiheit sei nicht mehr gratis zu haben, so Grusevaja.

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