EU-Klimaschutzregeln und Luftfahrt

Britta Kuhn

Nina M. Lindhorns Bachelor-Thesis analysiert am Beispiel der Lufthansa, was die jüngsten EU-Klimagesetze bewirken[1]

Wie verändern das reformierte EU-Emissionshandelssystem und die Mindestquote für nachhaltige Treibstoffe die Luftfahrt in der EU? Welche Chancen und Herausforderungen entstehen speziell für Lufthansa?

EU-Klimaschutzregeln: Was ist neu?[2]

Flüge innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums unterliegen dem Emissionsrechthandel der EU. Bis Ende 2023 erhielten Fluggesellschaften jedoch einen Großteil der CO2-Verschmutzungsrechte kostenlos. Diese kostenlose Zuteilung schafft die EU ab 2024 schrittweise ab. Eine weitere EU-Reform betrifft nachhaltige Kraftstoffe, so genannte Sustainable Aviation Fuels (SAF): Ab 2025 gelten Mindest-Beimischquoten biogener und ab 2030 auch synthetischer Treibstoffe. Biogene Treibstoffe entstehen aus Biomasse wie Speiseölen oder Tierfetten, synthetische aus erneuerbaren Energien wie Sonne oder Wasser. Bisher kosten sie ein Vielfaches des fossilen Kerosins. Weitere Kompensationspflichten könnten aus einer Maßnahme folgen, die sich derzeit in der Versuchsphase befindet. CORSIA, was für „Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation” steht, wäre die erste weltweite marktbasierte Maßnahme zur Senkung der CO2-Emissionen im Flugverkehr.

Auswirkungen der Klimaschutzregeln auf Lufthansa[3]

Die Thesis verweist zunächst auf die Gefahr, dass Emissionen durch die neuen Gesetze in umweltpolitisch weniger regulierte Drittländer verlagert würden. Dieser sogenannte „Carbon Leakage Effekt“ ginge mit Wettbewerbsverzerrungen einher. Auch detailliert die Abschlussarbeit anhand verschiedener Studien, wie die verabschiedeten Klimaschutzregeln die Ticketpreise bei Flugreisen erhöhen dürften. Dieser Preiseffekt wäre insgesamt vermutlich überschaubar: Beispielsweise dürften die Preise nachhaltiger Treibstoffe in den kommenden Jahrzehnten sinken und die Fluglinien auf die Anreize zum Einsparen von CO2-Emission reagieren. Auch verläuft der Wettbewerb im Flugverkehr nicht nur über den Preis. Speziell bei Lufthansa würden die umweltschutzbedingten Kostensteigerungen nur relativ geringe Preissteigerungen hervorrufen, da die durchschnittlichen Ticketpreise dieser Fluglinie bereits recht hoch sind.

…und Umsetzung der Vorgaben bei Lufthansa[4]

Inwiefern böte sich der Klimaschutz sogar als Marketing-Instrument an? Seit Februar 2023 können Fluggäste der Lufthansa grüne Tarife buchen und damit ihre CO2-Emissionen freiwillig kompensieren. In den ersten hundert Tagen nutzen drei Prozent der Passagiere diese Möglichkeit. Durch einen frühzeitigen Klimaschutz-Fokus würden umweltbewusste Kunden- und Investorengruppen verstärkt auf die deutsche Fluglinie setzen. Sie wäre auch besser für die erwartbar weiter steigenden CO2-Verschmutzungskosten gerüstet. Wichtig wäre daneben, die Lieferketten frühzeitig in Richtung nachhaltiger Kraftstoffe zu optimieren und hier Preissenkungen zu erreichen.

Fazit[5]

Welche Folgen die höheren Klimaschutzkosten für die Flugbranche haben werden, hängt stark von der Reaktion der Kundschaft ab. Lufthansa befindet sich in einer günstigen Ausgangslage, weil diese Fluglinie stark von Geschäftskunden genutzt wird und über ein breites Streckennetz verfügt. Billig-Airlines werden dagegen mit einer hohen Preiselastizität ihrer Nachfrage zu kämpfen haben. Die Thesis empfiehlt Lufthansa, im Bereich Umweltschutz eine Vorreiterrolle einzunehmen und betont, dass globale Klimaschutzregeln zielführender als regionale wären. Wie wahr! Nur lassen sich globale Vereinbarungen leider noch viel schwieriger umsetzen.


Quellen:

[1] Nina M. Lindhorn, „Klimaschutz in der Luftfahrt: Auswirkungen aktueller EU-Regeln am Beispiel der Lufthansa“, Bachelor Thesis, Wiesbaden Business School der Hochschule RheinMain, 12.09.2023.

[2] Im Detail: Nina M. Lindhorn, a.a.O., Kapitel 2, S. 2 ff.

[3] Im Detail: Nina M. Lindhorn, a.a.O., Kapitel 3, S. 6 ff.

[4] Im Detail: Nina M. Lindhorn, a.a.O., Kapitel 4, S. 14 ff.

[5] Im Detail: Nina M. Lindhorn, a.a.O., Kapitel 6, S. 17 ff.

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