Britta Kuhn
Bachelor-Thesis von Sebastian Sohlmann zur innerstädtischen Mobilität[1]
Zugeparkte Straßen, endlose Staus, Lärm, Dreck, Stress und Bewegungsmangel müssten in Deutschlands Innenstädten nicht sein, würden die Menschen für Kurzstrecken auf Fahrräder und gemeinschaftliche Autos umsteigen. Nicht nur für objektive Hemmnisse bietet die Abschlussarbeit konkrete Lösungsmöglichkeiten an. Vor allem entwickelt sie Marketing-, verkehrs- und unternehmenspolitische Maßnahmen für eine veränderte Einstellung der Menschen. Erfolgreiche Praxisbeispiele wie eine autofreie Wohnsiedlung oder ein fahrradfreundlicher Arbeitgeber ermuntern dazu, durch eine Verkehrswende auch das menschliche Miteinander zu verbessern.
Objektive Schwächen von Rad und Carsharing lösbar
Sachliche Argumente für Pkw-Kurzstrecken gibt es viele, aber Sohlmann entkräftet sie: Transport von Einkäufen oder Kleinkindern? Kein Problem mit umgebauten Fahrrädern oder Anhängern. Steigungen oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität? Es gibt Elektrofahrräder, Hol- und Bringdienstleister. Widriges Wetter? Winterreifen gibt es auch für Fahrräder; manche Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern überdachte Abstellflächen und Umkleidemöglichkeiten bis hin zu Duschen. Zu wenig Privatsphäre? Geschlossene Velomobile sind noch teuer, lösen aber das Transport- und Wetterproblem gleich mit[2]. Keine ständige Verfügbarkeit gemeinschaftlich genutzter Autos? Das enorme Wachstumspotenzial des Carsharings wird die Ausleihsituation verbessern und zu immer mehr zentralen Parkflächen zulasten traditioneller Pkws führen[3].
Einstellungen durch Marketing, Verkehrs- und Firmenpolitik ändern
Das eigentliche Problem liegt nach Sohlmann woanders: Autos sind in den Köpfen der Menschen fest verankert, sie gehören zum gewohnten Straßenbild und dienen immer noch als Statussymbol. Hier könnten Werbekampagnen in Fernsehen und Internet, Plakate und Informationsstände, persönliche Ansprache und Informationsmaterialien, dies alles durch bekannte Persönlichkeiten aus der Medienwelt unterstützt, bewusstseinsändernd wirken. Städte wie Offenburg, Karlsruhe und Freiburg nutzen bereits Fahrradzähler, andere wie Bamberg, Dortmund oder Karlsruhe Plakat- und Bannerwerbung. Verkehrspolitische Maßnahmen wie ein generelles Tempolimit von 30 km/h in deutschen Innenstädten könnten Fahrräder attraktiver machen, weniger Parkplätze für Pkw zugunsten von Gemeinschaftsautos würden das Carsharing voranbringen. Fördermöglichkeiten für fahrradfreundliche Unternehmen lägen in öffentlichkeitswirksamen Zertifizierungen bis hin zu finanziellen Anreizen für Firmen und ihre radelnden Mitarbeiter[4].
Erfolgreiche Beispiele Münster und Bundesbank
Eine komplett autofreie Siedlung existiert seit 2001 in der Fahrrad-Hochburg Münster. Da sie auch Sozialwohnungen umfasst, werden finanzielle Ungleichheiten hier ganz nebenbei weniger ersichtlich. Die Deutsche Bundesbank in Frankfurt konnte durch gezielte, auch finanzielle Maßnahmen bereits 10 bis 20 Prozent ihrer Mitarbeiter dazu bewegen, vorwiegend mit dem Rad zur Arbeit zu kommen[5]. Nach Ansicht des Verfassers braucht es also keine großen fahrzeugtechnologischen Sprünge, sondern eine intensivere bundesweite Zusammenarbeit von Politik und Fahrrad- bzw. Carsharing-Organisationen[6]. Oder ganz einfach in Richtung kommunaler Entscheidungsträger formuliert: „Manches muss man einfach mal machen!“
Quellen:
[1] Sebastian Sohlmann, „Zukunftsfähige Mobilitätskonzepte ,für deutsche Innenstädte“, Bachelor Thesis, Wiesbaden Business School der Hochschule RheinMain, 15.03.2013.
[2] Sebastian Sohlmann, a.a.O., Abschnitte 2.1, 2.3, 3.2 und Anhänge “Xtracycle“ und „Velomobil“.
[3] Sebastian Sohlmann, a.a.O., Abschnitt 2.2.
[4] Sebastian Sohlmann, a.a.O., Abschnitte 3.1 und 3.2.
[5] Sebastian Sohlmann, a.a.O., Abschnitt 3.3.
[6] Sebastian Sohlmann, a.a.O., Kapitel 4.
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