Britta Kuhn
Katharina Ricks Bachelor-Thesis analysiert die Nachhaltigkeitsleistung deutscher Finanzdienstleister[1]
Seit der Finanzkrise fordert die Bevölkerung verantwortlich handelnde Finanzdienstleister. Reagieren die Unternehmen mit wohlfahrtssteigernden CSR-Maßnahmen? Oder ist alles nur Show?
CSR im Allgemeinen…
Corporate Social Responsibility steht für ökonomisch, ökologisch und sozial verantwortliches Handeln. Von Greenwashing ist dagegen die Rede, wenn Unternehmen auf wesentliche Berichtselemente verzichten, um ihre unzureichenden Nachhaltigkeitsanstrengungen zu verschleiern[2]. An Bewertungskriterien herrscht kein Mangel: Allein die soziale Dimension umfasst in puncto Mitarbeiter jeweils verschiedene Kennzahlen zu deren Zahl und Struktur, Gesundheit und Sicherheit der Arbeit, betrieblichen Leistungen, Aus- und Weiterbildung oder Fluktuation. Daneben treten Verbraucher und die (lokale) Gesellschaft mit mehreren Indikatoren[3]. Auf internationaler Ebene existieren ebenfalls zahlreiche Leitlinien seitens OECD, UN und weiterer Initiativen, die verantwortliches unternehmerisches Handeln transparent machen sollen[4].
…und bei Deutscher Bank, DZ, GLS und Allianz
Die Abschlussarbeit analysiert die CSR-Anstrengungen von vier Finanzdienstleistern im Detail: Allianz SE und Deutsche Bank AG stellen eine systemrelevante Bank bzw. Versicherung dar. Die GLS Gemeinschaftsbank eG steht für sozial-ökologisches Management. Die Deutsche Zentral- und Genossenschaftsbank (DZ) schließlich prämierte ein Ranking der Bertelsmann Stiftung als besten Finanzdienstleister[5].
Jedes Unternehmen bereitet seine Kennzahlen unterschiedlich auf. Nur mit viel Fleiß gelingt es, Einzelindikatoren der wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Dimension vergleichbar zu systematisieren. Auf dieser Detailebene ergeben sich dann große Unterschiede[6]. Beispiel Ökonomie: Im Jahr 2014 ermöglichte die Allianz 44 Mio. Menschen weltweit Mikroversicherungen, die Deutsche aber nur 4 Mio. Kleinstkredite seit 1997. Oder: Obwohl systemrelevant, finanzierte die Deutsche Bank im Jahr 2014 nur 13,7% ihrer Bilanzsumme über Kundeneinlagen, die GLS dagegen 99,4%. Auch ökologisch klaffen große Unterschiede: Die GLS nutzt fast ausschließlich Recyclingpapier, die Deutsche Bank nur 18%. Daneben gehört die Deutsche Bank als einziges deutsches Institut zu den Top 10-Finanzierern der Kohleindustrie. Hinsichtlich der sozialen Kriterien erreichte z.B. die GLS im Jahr 2014 einen weiblichen Führungskräfteanteil von 43% gegenüber rund 20% bei DZ, Allianz und Deutsche Bank. Im Übrigen stellen die vier Finanzdienstleister zahlreiche unterschiedliche Themen in ihren Wesentlichkeitsanalysen vor, die sich methodisch sowie inhaltlich kaum vergleichen lassen und z.T. in ihrer Sinnhaftigkeit nicht nachvollziehbar erscheinen
Fazit
Die Arbeit schlussfolgert, dass die vier untersuchten Finanzdienstleister heute ökonomisch nicht krisenfester dastehen als 2008. Daneben engagieren sich mit Ausnahme der GLS alle in sozial und ökologisch bedenklichen Projekten. Die Thesis schlussfolgert: „Die absoluten Zahlen erwecken den Anschein großen Engagements – betrachtet man aber die Gesamtwerte, ist es verschwindend gering, was den Vorwurf des Greenwashings nahelegt. (…) Ein verbindlicher, globaler Berichtsstandard würde die Leistungen für Stakeholder transparenter und vergleichbarer machen. (…).“[8]
Solange es diese Standards nicht gibt, bleibt es vornehmste Aufgabe von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Medien, Verfehlungen aufzudecken. So zeigte z.B. Anfang 2016 die NGO Facing Finance, dass Allianz und Deutsche Bank 20 bzw. 19 von insgesamt 20 untersuchten Unternehmen dabei unterstützte, Menschen- oder Arbeitsrechte bzw. die Umwelt zu verletzen…[9]
[1] Katharina Rick, „Corporate Social Responsibility – Greenwashing oder echter Beitrag zur Wohlfahrt?“, Bachelor Thesis, Wiesbaden Business School der Hochschule RheinMain, 11.3.2016.
[2] Katharina Rick, a.a.O., Kap. 1.
[3] Details: Katharina Rick, a.a.O., Anhang I „Bewertungskriterien“.
[4] Details: Katharina Rick, a.a.O., Anhang VI „Richtlinien“.
[5] Katharina Rick, a.a.O., Kapitel 2-3, v.a. S. 2 f.
[6] Details: Katharina Rick, a.a.O., Kap. 4 i.V.m. Anhang II „Berechnung wirtschaftlicher Kennzahlen“, Anhang III „Berechnung ökologischer Kennzahlen“, Anhang IV „Berechnung sozialer Kennzahlen“, Anhang V „Wesentliche Themen der Finanzdienstleister“.
[7] Katharina Rick, a.a.O., S. 13 (Mikrokredite), S. 14 (Struktur Bilanzsumme; Recyclingpapier), S. 15 (Kohleindustrie), S. 16 und Anhang IV (Frauenanteile), S. 10-11 und Anhang V (qualitative Ziele).
[8] Katharina Rick, a.a.O., Kap. 5, Zitat S. 21.
[9] Katharina Rick, a.a.O., S. 19 f.