Britta Kuhn
Warum ziehen Menschen ins Ausland und welche ökonomischen Folgen hat das? In der Zeitschrift WiSt von Juli/August 2018 beantworte ich, was die ökonomische Theorie dazu sagt (Kuhn, 2018). Hier die Zusammenfassung.
Warum ziehen Menschen ins Ausland?
Die ökonomische Migrationstheorie konzentriert sich stark auf Arbeitsmarkteffekte. Die Gründe der Migration liegen hierbei kurzfristig darin, die Allokation des Produktionsfaktors Arbeit zu verbessern. Migration ist aber in der Regel nur nötig, wenn Güterhandel und ersatzweise Kapitalmobilität keine Allokationseffizienz erreichen. Langfristig wollen mobile Menschen ihre künftigen Einkommens- und allgemeinen Lebensbedingungen verbessern.
Was bedeutet das für die Arbeitsmärkte?
Die Arbeitsmarktfolgen sind im Grundmodell positiv für Migranten, im Auswanderungsland Verbliebene und Kapitaleigentümer im Einwanderungsland. Ihre Faktoreinkommen steigen. Arbeitskräfte des Einwanderungslandes und Bodeneigentümer im Auswanderungsland verlieren Einkünfte, aber weniger. Bei heterogenen Arbeitskräften gewinnen im Einwanderungsland komplementär Beschäftigte, während Substitute verlieren. Umgekehrt verlaufen die Effekte im Auswanderungsland. Auch Kapitalmobilität verändert die Löhne im In- und Ausland.
Welche weiteren Folgen hat Einwanderung?
Weitere Einwanderungseffekte liegen erstens in positiven und negativen Externalitäten. Die Effekte für öffentliche Haushalte, Sozialversicherungen und Wachstum hängen von der Struktur der Immigranten ab. Im besten Fall arbeiten sie dauerhaft und qualifiziert im Zielland und bringen möglichst viele Nachkommen mit denselben Eigenschaften hervor.
Welche weiteren Folgen hat Auswanderung?
Im Auswanderungsland könnten vor allem Rücküberweisungen die Entwicklung beflügeln. Das weltweite BIP könnte sich bei hohen Wanderungsquoten und institutioneller Belastbarkeit der Aufnahmeländer theoretisch mehr als verdoppeln. Dieses Ergebnis widerspricht allerdings der traditionellen Außenwirtschaftstheorie.
Alles unrealistisch?
Die Migrationstheorie geht ganz überwiegend davon aus, dass mobile Menschen ausnahmslos Arbeitskräfte sind. Auch unterscheidet sie selten wirtschaftliche und politische Flüchtlinge oder illegale und Gast-Arbeiter. Insofern erscheinen empirische Migrationsstudien interessanter: Wie verändern sich die Arbeitsmärkte der Zielländer tatsächlich? Was folgt dort für die Bevölkerungsentwicklung, die öffentlichen Haushalte, Wirtschaftswachstum und Institutionen? Verlieren oder gewinnen die Herkunftsländer? Es hängt vom Einzelfall ab, den zahlreiche Länderstudien untersuchen.
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Literatur
Kuhn, B., Internationale Migration: Theoretische Gründe und Folgen, in: WiSt – Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 47. Jg. (2018), S. 33–39.