Britta Kuhn
Wie unterscheiden sich Corona- und Finanzkrise aus ökonomischer Sicht ganz grundsätzlich? Was sind Gemeinsamkeiten? Hier ein erster Einordnungsversuch.
Unterschiede
Corona-Krise 2020 | Finanzkrise 2007 ff. | |
Transmissionsmechanismus | Unerwartete Pandemie → Angebots-Schock in Realwirtschaft → (extremer) Nachfrage-Schock auf Real- und Finanzmärkten | Unerwartet platzende Finanzblasen → Nachfrage-Schock auf Finanzmärkten → Nachfrage-Schock auf Realmärkten |
Reaktion der Geldpolitik | Sofort: Weitere, bisher nur theoretisch diskutierte Lockerungen „historischen“ Ausmaßes |
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Reaktion der Finanzpolitik | Sofort: Angebots- und Nachfrage-Stabilisierung über „historisch“ breite Instrumentenkästen | Nach längerer Diskussion: Nachfrage-Stabilisierung durch Konjunkturpakete |
Krisen-Management |
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(Relativ neues) G 20-Format erstmals intensiv zur welt-weiten Abstimmung genutzt, später auch Eurosystem |
Weitere wichtige Reaktionen |
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Betroffene Finanzdienstleister | Zunächst kleinere Anbieter von Firmenkrediten / Commercial Banking | V.a. „SIFIs“ (große Spieler) / Investment Banking |
„Impact“ für weltweite Bevölkerung |
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Gemeinsamkeiten
Corona-Krise 2020 | |
Transmissionsmechanismus | Unerwartetes, weltweites Ereignis → Schock → z.T. irrationale Reaktionen → Verstärkung der Krise → Run in Weltwährungen |
Reaktion der Geldpolitik | Expansiv wie nie zuvor |
Reaktion der Finanzpolitik |
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Krisen-Management |
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Wirtschaftspolitische Folgen |
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Welche Krise wirkt „disruptiver“?
Die Corona-Krise zieht zunächst viel größere Kreise als die Finanzkrise. Andererseits bekämpft die Politik das Virus vergleichsweise vehement und schnell. So könnten die Langfrist-Folgen im Idealfall deutlich gemildert werden.
Weiterlesen: Z.B.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, „Die Pandemie im Überblick“, (Zahlen regelmäßig aktualisiert), https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/coronavirus/zahlen-zum-coronavirus-die-pandemie-im-ueberblick-16653240.html?xtor=EREC-7-%5BWirtschaft%5D-20200313&utm_source=FAZnewsletter&utm_medium=email&utm_campaign=Newsletter_FAZ_Wirtschaft&campID=OMAIL_REDNL_n/a_n/a_n/a_n/a_n/a_n/a_n/a_Wirtschaft (letzter Zugriff 20.3.20)
Hallo Frau Kuhn,
Ich hab Ihre Gegenüberstellung aufmerksam gelesen. Was denken Sie, wie es weitergehen wird? Wird durch die Reaktion der Politik die Nachfrage tatsächlich steigen und eine Inflation ist die Folge? Oder könnte es wegen eines irrationalen Verhaltens der Menschen trotz Konjunkturpakete zu einem Nachfragerückgang kommen und eine Deflation wäre womöglich die Folge?
Wie ist Ihre Einschätzung dazu?