Homeoffice für Frauen: Die Empirie

Britta Kuhn

Tania Gieß‘ Bachelor-Thesis ermittelt Chancen und Risiken[1]

Zum Homeoffice in Coronazeiten gibt es inzwischen viele Untersuchungen. Für Frauen in Deutschland ergeben sich auch Chancen und Risiken, die nicht allseits bekannt sein dürften.

Gesundheitliche Folgen

2020 verzeichneten weibliche Beschäftigte weniger Fehlzeiten als 2019. Die häufigsten Diagnosen betrafen psychische Probleme und den Bewegungsapparat, hier vor allem den Rücken. Insgesamt fehlten Frauen mehr als Männer. Kinderlose Frauen waren im Homeoffice zwar zufriedener als Frauen mit gleichzeitiger Betreuungsarbeit. Allerdings sank bei beiden Gruppen die Arbeitszufriedenheit gegenüber 2019.[2] Diese Thesis-Befunde entsprechen der allgemeinen Wahrnehmung während der Lockdowns, dass kinderlose Arbeitskräfte unter Isolation litten, Beschäftigte mit Kindern dagegen unter Stress.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Zwei Drittel der Erwerbstätigen gaben an, dass sie im Homeoffice Familie und Beruf besser vereinbaren könnten. Am höchsten war dieser Wert bei den 30- bis 39-Jährigen. Eine Rückkehr zu alten Rollenbildern bestätigen die Studien eher nicht: Zum Beispiel gaben Frauen während der Pandemie an, für Familien- und Hausarbeit täglich 7,9 statt zuvor 6,6 Stunden gebraucht zu haben. Bei Männern stieg der Vergleichswert aber von 3,3 auf 5,6 Stunden. Frauen leisteten unter Corona-Bedingungen also weiterhin mehr Sorgearbeit als Männer, aber der Unterschied sank. Die jeweilige Belastung hing allerdings stark von der sozioökonomischen Gruppe ab: Ein Rückgang der Sorgelücke ließ sich i.d.R. nur bei höheren Nettoeinkommen feststellen – allein schon, weil dort mehr Möglichkeiten für den Wechsel ins Homeoffice bestanden.[3]

Digitale Teilhabe und andere Überraschungen

10% der Frauen litten im Homeoffice unter technischen Problemen. Bei Männern waren es nur 6%. Die Ursache dieses Unterschieds könnte in einer schlechteren Ausstattung mit Arbeitsmitteln liegen. Während nämlich 6% der Männer angaben, keine Arbeitsmittel vom Arbeitgeber erhalten zu haben, waren es bei den Frauen 11%.[4] Da zu den Arbeitsmitteln neben IT auch (ergonomische) Büromöbel zählen, könnten sich hiermit auch die oben erwähnten höheren Fehlzeiten von Frauen erklären.

Bessere Aufstiegschancen für Frauen könnten sich im Homeoffice u.a. daraus ergeben, dass weibliche Beschäftigte Weiterbildungsmöglichkeiten häufiger wichtig fanden als Männer (44% gegenüber 39%). Oder dadurch, dass räumliche Entfernungen zum Arbeitgeber seit der Pandemie an Bedeutung verloren haben.[5]

Fazit Kuhn

Die Thesis erläutert noch viele weitere Chancen und Risiken der Arbeit von zuhause aus, z.B. aus Unternehmenssicht, für die Cyber-Sicherheit oder für die Entwicklung von Städten und Umwelt.[6] Sie beruht im Wesentlichen auf Befragungsergebnissen. Eine interessante Forschungsfrage für die Zukunft wäre z.B., ob in der Nach-Corona-Welt körperliche Präsenz am Arbeitsplatz dauerhaft gegenüber reinen Arbeitsergebnissen an Bedeutung verlieren wird. Das dürfte v.a. berufstätigen Müttern nützen, die zwar wenig Zeit für traditionelles „Netzwerken“ nach 17 Uhr haben, aber oft für ihre Effizienz und Effektivität bewundert werden.


Quellen:

[1] Tania Gieß, „Home-Office: Chancen und Risiken für weibliche Beschäftigte in Deutschland“, Bachelor Thesis, Wiesbaden Business School der Hochschule RheinMain, 19.9.2021.

[2] Im Detail: Tania Gieß, a.a.O., S. 3 f. und 14.

[3] Im Detail: Tania Gieß, a.a.O., S. 11-13.

[4] Im Detail: Tania Gieß, a.a.O., S. 6 f.

[5] Im Detail: Tania Gieß, a.a.O., S. 13 (Weiterbildung) und S. 8 (räumliche Entfernung).

[6] Im Detail: Tania Gieß, a.a.O., Abschnitt 4.2, 4.3 und Kapitel 6.

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