WELTMEERE WIE VON PLASTIK BEFREIEN?

Britta Kuhn

Jonas Merhawis Bachelor-Thesis zeigt Wege gegen maritimen Kunststoffmüll[1]

Kunststoffe mit giftigen Substanzen verunreinigen zunehmend die Ozeane. Unmittelbar leidet darunter die Tierwelt. Aber auch Wirtschaftszweige wie Fischerei und Tourismus nehmen Einbußen hin. Merhawis Abschlussarbeit analysiert die ökologischen und ökonomischen Folgen der Verunreinigung und präsentiert bereits eingeleitete oder noch notwendige Gegenmaßnahmen. Besonders besticht das Reinigungsprojekt eines jungen Niederländers.

Folgen vermüllter Weltmeere

Abfälle aus diversen Kunststoffen belasten zunehmend die Weltmeere. Besonders fatal sind zum Beispiel Mikropartikel, die Weichmacher freisetzen und weitere Umweltgifte anziehen. All diese unerwünschten Chemikalien gelangen über die Mägen der Meeresbewohner in die menschliche Nahrungskette. Die Thesis nennt viele weitere ökologische Folgen zunehmender Kunststoff-Abfälle, vor allem in europäischen Gewässern und im Nordatlantik[2]. Die ökonomischen Kosten der Verunreinigung lassen sich insbesondere im Tourismus und der Fischerei erahnen. So geben Strandkommunen Millionen Euro für Reinigungsarbeiten aus, die Fischer fangen immer mehr Verdorbenes und zerstören ihre Netze an Müllresten[3]. Von den Folgekosten für die menschliche Gesundheit ganz zu schweigen.

Boyan Slats „Ocean Cleanup” – Projekt

Bereits mit 17 Jahren präsentierte ein inzwischen 20-jähriger Student seine Idee auf einer TED-Konferenz[4]. Er möchte die Strömungen der Ozeanwirbel so nutzen, dass ein großer Teil des Kunststoffmülls mittels Barrieren in den Wirbeln gesammelt und anschließend alle paar Wochen von Schiffen entsorgt werden könnte. Inzwischen legte Slat mit zahlreichen Helfern eine umfangreiche Machbarkeitsstudie vor: Allein im Nordpazifikwirbel könnten demnach 42 Prozent des Abfalls innerhalb von zehn Jahren durch eine nur 100 km lange Barriere aufgefangen werden. Das Ganze für insgesamt nur rund 317 Mio. Euro, was 4,53 Euro pro gesammeltem Kilo Müll entspräche[5].

Weitere Initiativen

Für die europäischen Meere legte die EU einen umfangreichen Aktionsplan vor, der bis 2020 die Umweltqualität zum Beispiel der Nord- und Ostsee verbessern soll[6]. Eine nationale Einzelmaßnahme mehrerer EU-Länder stellt der Kampf gegen Plastiktüten dar: Allein in Irland verringerte sich deren Pro-Kopf-Verbrauch von 328 auf 18 Tüten im Jahr 2010, nachdem sie ab 2002 15 Cent bzw. ab 2007 sogar 22 Cent kosteten[7]. Merhawi appelliert daneben direkt an die VerbraucherInnen, z.B. auf Kosmetik- und Hygieneprodukte zu verzichten, die Mikrokunststoffteile wie Polyethylen oder Polypropylen enthalten[8]. Schließlich stellt er bereits praktizierte Entsorgungskonzepte vor: Bei „Fishing for Litter“ erhalten Fischer die Ausrüstung und eine Belohnung für aufgesammelten Müll. Die „Baltic Strategy on Port Reception Facilities for Ship generated Wastes“ enthält die Entsorgungs- in den Hafengebühren, so dass weniger Schiffe ihren Müll unrechtmäßig in der Ostsee zurücklassen[9].

Fazit

Die Verunreinigung der Weltmeere steht für ein klassisches Allmende- oder Commons-Problem. Je mehr Staaten dagegen vorgehen, desto wirkungsvoller. Am Sinnvollsten erscheint die Vermeidungsstrategie, zumal Beispiele wie kostenpflichtige Plastiktüten zeigen, dass KonsumentInnen stark auf pekuniäre Anreize reagieren. Der Kampf gegen politisch einflussreiche Industrieverbände dürfte demgegenüber schwierig bleiben, ebenso das massenhafte Umdenken der Menschen.


Quellen:

[1] Jonas Merhawi, „Plastikmüll in den Ozeanen: Ökologische und ökonomische Folgen sowie Gegenmaßnahmen“, Bachelor Thesis, Wiesbaden Business School der Hochschule RheinMain, 29.8.2014.

[2] Jonas Merhawi, a.a.O., S. 1-11, zum Mikroplastik v.a. S. 3 f.

[3] Jonas Merhawi, a.a.O., S. 11 f.

[4] Boyan Slat at TEDxDelft, “How the oceans can clean themselves”, 24.10.2012, http://www.youtube.com/watch?v=ROW9F-c0kIQ (Zugriff 18.9.2014).

[5] Jonas Merhawi, a.a.O., S. 17 ff. i.V.m. Abb. 5 auf S. VI. Original-Grundkonzept und Abbildungen: The Ocean Cleanup, „The basic Principles“, http://www.theoceancleanup.com/539/ (Zugriff 18.9.2014). Machbarkeitsstudie: V.a. Abstract S. 3, http://www.theoceancleanup.com/fileadmin/media-archive/theoceancleanup/press/downloads/TOC_Feasibility_study_lowres.pdf (Zugriff 18.9.2014).

[6] Jonas Merhawi, a.a.O., S. 12 ff.

[7] Jonas Merhawi, a.a.O., S. 14 f.

[8] Jonas Merhawi, a.a.O., S. 15 f.

[9] Jonas Merhawi, a.a.O., S. 16 f.

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