KÖNNEN WIR DEM „ISLAMISCHEN STAAT“ DEN GELDHAHN ZUDREHEN?

Britta Kuhn

Jasmin Hebestreits Bachelor Thesis benennt die Finanzquellen des IS[1]

Das Vermögen des IS betrug im Jahr 2015 geschätzt ein bis zwei Mrd. USD[2]. Sinkt bei uns die Terrorgefahr, wenn die Einnahmen der Organisation austrocknen? Dazu muss man wissen, woraus sie bestehen.

IS-Einnahmen – insgesamt und nach Herkunft

Über die Finanzen des „Islamischen Staats“ liegen fast nur Schätzungen vor. Eine Ausnahme stellen die Einnahmen und Ausgaben der ostsyrischen Provinz Deir az-Zor zwischen dem 23.12.2014 und dem 22.1.2015 dar. Eine Hochrechnung dieser Zahlen produziert aber erneut Ungenauigkeit[3].

Zwischen 2014 und 2016 sanken die geschätzten IS-Einkünfte drastisch – von höchstens 1,9 Mrd. USD auf 870 Mio. USD. Im Jahr 2016 stammten demnach (jeweils höchstens) 400 Mio. USD aus Steuern und Gebühren, 250 Mio. USD aus dem Ölverkauf, 190 Mio. USD aus Beschlagnahmungen und 30 Mio. USD aus Geiselnahmen. 2014 hatten allein Beschlagnahmungen noch ½ bis eine Mrd. USD gebracht[4]. Verantwortlich für den Einnahmenrückgang waren erhebliche Gebietsverluste im Irak und in Syrien, an denen die IS-Finanzierung überwiegend hängt[5].

Folgende IS-Einnahmekategorien[6] setzen politische Kontrolle voraus: Steuern und Zölle, Erträge aus Beschlagnahmungen und dem Verkauf antiker Kunstwerke, aber auch aus Bankgeschäften, Immobilien, landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Öl, Entführungen und Menschenhandel. Grundsätzlich unabhängig von Gebietsherrschaft sind nur die Spendeneinnahmen des IS[7]. Sie umfassten 2013 und 2014 insgesamt geschätzte 40 Mio. USD und stammten von Einzelpersonen aus Saudi-Arabien, Katar und Kuwait. Daneben reisten bereits mehrere zehntausend ausländische Freiwillige in die IS-Gebiete. Sie geben Bargeld ab, manche auch dauerhafte Auslandszahlungen.

Terrorfinanzierung in Europa[8]

Der IS rekrutiert und trainiert die Attentäter zwar auf eigene Kosten und beteiligt sich finanziell an der Planung von Anschlägen. Ausgaben für Waffen, Sprengstoff, Reisen, Mietwagen und Wohnungen decken jedoch die Attentäter selbst, indem sie kleinkriminell tätig sind.

Fazit

Mit finanziellen Druckmitteln lässt sich der „Islamische Staat“ kaum bekämpfen.

Quellen:

[1] Jasmin Claire Hebestreit, „Wie finanziert sich der ‚Islamische Staat‘?“, Bachelor Thesis, Wiesbaden Business School der Hochschule RheinMain, 8.3.2017.

[2] Deutscher Bundestag, „Finanzquellen der Terrororganisation Islamischer Staat“, Drucksache 18/4314 vom 16.03.2015, S. 3, http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/043/1804314.pdf Abruf 16.3.2017), zitiert nach Jasmin Claire Hebestreit, a.a.O., S. 1.

[3] Jasmin Claire Hebestreit, a.a.O., Kap. 4, S. 9 f.

[4] Stefan Heißner, Peter R. Neumann, John Holland-McCowan, Rajan Basra, „Caliphate in Decline: An Estimate of Islamic State’s Financial Fortunes“, in: ICSR 2017, http://icsr.info/wp-content/uploads/2017/02/ICSR-Report-Caliphate-in-Decline-An-Estimate-of-Islamic-States-Financial-Fortunes.pdf (Zugriff 16.3.2017), zitiert nach Jasmin Claire Hebestreit, a.a.O., S. 11-13.

[5] Jasmin Claire Hebestreit, a.a.O., S. 12.

[6] Details zu den einzelnen Kategorien: Jasmin Claire Hebestreit, a.a.O., Kap. 3, S. 2-9.

[7] Im Folgenden: Jasmin Claire Hebestreit, a.a.O., Abschnitt 3.9, S. 9.

[8] Jasmin Claire Hebestreit, a.a.O., Kap. 5, S. 11.

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