Britta Kuhn
Don und Alex Tapscott beschreiben in „Die Blockchain Revolution“ enthusiastisch, wie die Bitcoin-Technologie Wirtschaft, Politik und unser ganzes Leben verbessern könnte[1].
Funktionsweise der Blockchain[2]
Die Blockchain ist ein globales Datenblatt oder „Hauptbuch“, das sich auf viele Rechner freiwilliger Teilnehmer verteilt. Statt einer zentralen Datenbank einer Institution handelt es sich also um ein öffentliches „Peer-to-Peer“-Netzwerk. Alle zehn Minuten überprüft und genehmigt dieses Netzwerk neue Transaktionen. Dann entsteht ein neuer Block, der sich wie das Glied einer Kette an die bereits bestehende „Chain“ fügt – ein Datenabgleich in Echtzeit. Es ist praktisch unmöglich, das Hauptbuch zu ändern. Denn dafür müsste die komplette Kette unter den Augen aller dezentralen Teilnehmer umgeschrieben werden.
Große Vorteile jenseits von Bitcoins und Banken
Die Tapscotts sehen unter anderem folgende Vorteile der Technologie: Mangels zentraler Datenbank seien Hackerangriffe erstens nicht erfolgversprechend. Zweitens seien die Daten öffentlich und privat verschlüsselt, also doppelt gesichert. Drittens könne jeder das dezentrale Hauptbuch einsehen. Es sei damit öffentlich und transparent, was vertrauensbildend wirke. Schließlich könne das Hauptbuch alles aufzeichnen, was wichtig sei, z.B. Geburts- und Sterbeurkunden, Eigentumsnachweise, Bildungsabschlüsse oder Wahlen[3]. Die folgenden Buchkapitel detaillieren diese Vorteile für potenzielle Nutzer und Aktivitäten. So ist häufig von „Inklusion“ die Rede: Arme Menschen, die z.B. bisher keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen hätten, aber über ein Smartphone verfügen, könnten durch die Blockchain billiger ins Ausland überweisen und generell bezahlen. In vielen Branchen könne die Technologie als „Regenmacher“ fungieren. Auch Staat und Demokratie gewönnen an Effizienz und Teilhabe. Als Vorreiter digitalen Regierens loben und vertiefen die Autoren z.B. Estland[4].
Enthusiasmus trotz Umsetzungsproblemen
Der Management-Professor der Universität Toronto und sein Sohn, der bei einer Investmentbank arbeitet[5], widmen ein ganzes Kapitel den Umsetzungsproblemen der Blockchain. So sei z.B. der Energieverbrauch „untragbar“ und das Establishment habe möglicherweise wenig Interesse an der Entwicklung. „Regierungen können die Entwicklung abwürgen oder verfälschen“, lautet etwa ein kompletter Abschnitt. Auch beschäftigen sie sich mit einem Kernargument der Digitalisierungs-Debatte, wonach diese Arbeitsplätze vernichte[6]. Allerdings überwiegt die Begeisterung der Autoren: „Wo die alte Welt hierarchisch, schwerfällig, veränderungsunwillig, geschlossen und undurchsichtig war und von mächtigen Intermediären kontrolliert wurde, ist die neue Ordnung flacher und bietet eine Peer-to-Peer-Lösung. Sie ist privater und sicherer, transparenter, integrativer und innovativer.“[7]
Fazit
„Die Blockchain Revolution“ zeigt, dass die Technologie Gewinner hervorbrächte, aber auch Verlierer– nämlich in Regierungen und wirtschaftlichen Machtzentralen. Es erscheint insofern konsequent, dass die Tapscotts keine Prognose wagen, sondern lediglich die potenziellen Vorteile der Blockchain benennen.
Quellen:
[1] Don und Alex Tapscott, „Die Blockchain Revolution. Wie die Technologie hinter Bitcoin nicht nur das Finanzsystem, sondern die ganze Welt verändert“, Kulmbach 2016.
[2] Don und Alex Tapscott, a.a.O., S. 23-25.
[3] Don und Alex Tapscott, a.a.O., S. 24 f.
[4] Don und Alex Tapscott, a.a.O., S. 76 f. (Details Inklusion armer Menschen); Kap. 5, S. 157 ff. (Branchenvorteile); Kap. 8, S. 255 ff. (Staat und Demokratie); S. 255-257 (speziell zu Estland)
[5] Don und Alex Tapscott, a.a.O., S. 433.
[6] Don und Alex Tapscott, a.a.O., Kap. 10, S. 323 ff., hier v.a. Nr. 2-4 und 6.
[7] Don und Alex Tapscott, a.a.O., S. 121.