Britta Kuhn
Jonathan Rinks Bachelor Thesis analysiert Kosten und Nutzen von Smartphones bei 10-19-Jährigen[1]
Smartphones erobern den Alltag von Kindern und Jugendlichen. Droht der gesellschaftliche Niedergang? Oder beschleunigt das die ersehnte Digitalisierung?
Gesellschaftliche Kosten[2]
Im Jahr 2016 besaßen 95% der 12- bis 19-Jährigen ein Smartphone – gegenüber 47% vier Jahre zuvor. Auch für 6- bis 12-Jährige gehört das Internet längst zum Alltag[3]. Kritiker wie Manfred Spitzer oder Peter Vorderer warnen vor negativen Folgen. Denn nachweislich führt übermäßiger digitaler Konsum zu Suchtproblemen und schulischen Schwierigkeiten der Jugendlichen. Daneben werden sie durch Abos, versteckte Kosten und kaum durchschaubare Abzock-Mechanismen finanziell belastet. Ungezählt sind daneben die Schädigungen durch unpassende Inhalte, Mobbing in allen Varianten und soziale Vereinsamung.
Gesellschaftlicher Nutzen[4]
Andere Untersuchungen kommen zu optimistischeren Ergebnissen – z.B. der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM). Smartphones können insbesondere in den Augen ihrer jungen Nutzer schulische Vorteile gerade umgekehrt begründen und auch außerhalb der Schule das Humankapital weiterentwickeln. Schließlich sind nur technikaffine Arbeitskräfte und Konsumenten in der Lage, die Digitalisierung voranzubringen. Weitere gesamtgesellschaftliche Vorteile liegen zum Beispiel im mobilen Recruiting und in neuen Geschäftsmodelle wie Smartphone-freien Bars oder automatisierter Bekleidungssuche. Auch die soziale Interaktion kann nach Ansicht der Befürworter profitieren, da junge User zum Beispiel frühzeitig für Datenschutzprobleme sensibilisiert werden und sich für gemeinsame Aktivitäten ganz analog um ihre Handys scharen.
Fazit und Ausblick
Der Autor überträgt Paracelsus‘ Aussage, dass die Dosis das Gift macht, auf die Smartphone-Nutzung Jugendlicher. Aufklärung und Grenzen seitens der Eltern und Lehrkräfte sei dabei erforderlich. Er deutet an, dass es hier Defizite gibt[5]. Wohl wahr: Viele Elternhäuser sind dysfunktional oder technisch überfordert. Und die Pädagogen kämpfen mit großen und heterogenen Klassen. Auch helfen Schwarz-Weiß-Betrachtungen im digitalen Zeitalter kaum weiter: Ist zum Beispiel die Partner-Vermittlungs-App Tinder schlecht, weil sie schnellen Sex begünstigt? Oder ist sie gut, weil sie Immigranten ohne Sprachkenntnisse zur schnellen Integration verhilft – ob mit oder ohne Sex?[6]
Quellen:
[1] Jonathan Rink, „Smartphone-Nutzung bei Jugendlichen: Eine gesamtgesellschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse“, Bachelor Thesis, Wiesbaden Business School der Hochschule RheinMain, 15.3.2017.
[2] Soweit nicht anders angegeben: Jonathan Rink, a.a.O., Kapitel 2.
[3] Jonathan Rink, a.a.O., Abschnitt 1.2, v.a. S. 2. Die dort zitierten Smartphone-Zahlen stammen aus: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, ohne Verfasser, (2016), JIM-Studie 2016, S.23; https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2016/JIM_Studie_2016.pdf (Abruf 24.3.17).
[4] Soweit nicht anders angegeben: Jonathan Rink, a.a.O., Kapitel 3.
[5] Jonathan Rink, a.a.O., Kap. 4.
[6] Bewertung Britta Kuhn. Hintergrund Tinder und Einwanderer: Carolin Wiedemann, „Wegwischen und ankommen“, Frankfurter Allgemeine Feuilleton vom 20.05.2016, http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/integration-mit-tinder-wegwischen-und-ankommen-14233956.html (Abruf 24.3.17).