SCHNELLER JOBS FÜR FLÜCHTLINGE!

Britta Kuhn

Larissa Hölzls Bachelor Thesis zeigt, was die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen bremst[1]

Flüchtlinge dürfen nicht oder nur unterqualifiziert arbeiten, sprechen zu wenig Deutsch und lohnen sich mangels Bleibeperspektive für Arbeitgeber nicht? Nur einige der Probleme, die sich lösen ließen.

Insider-Informationen verdeutlichen wesentliche Defizite[2]

Die Wissenschaft streitet nicht erst seit 2015 über Kosten und Nutzen von Flüchtlingen. Die Annahmen darüber, wie schnell sie sich in den Arbeitsmarkt integrieren, weichen nämlich stark voneinander ab.[3] Befragt man Flüchtlinge und Arbeitgeber, offenbaren sich konkrete Probleme und Lösungsansätze.

Eine schnelle Integration in den Arbeitsmarkt bremsen erstens fehlende Sprachkenntnisse. Die öffentlichen Sprach- und Integrationskurse leisten hier offenbar weniger als private Angebote, auch gibt es kurzfristig zu wenig Plätze. Zweitens verlängert sich die Aufenthaltsgenehmigung selbst für anerkannte Asylanten oft nur um je drei Monate. Für kein Privatunternehmen lohnt es sich, in Mitarbeiter mit derart unsicherer Bleibeperspektive zu investieren. Drittens gibt es massiven Qualifizierungsbedarf – diesen Punkt thematisieren auch viele volkswirtschaftliche Studien. Warum allerdings viertens ausländische Abschlüsse und Vorleistungen nicht oder nur mit erheblichen Schwierigkeiten anerkannt werden, ist weniger offensichtlich. Fünftens irritieren nicht nur langwierige, sondern auch uneinheitliche Verwaltungsverfahren. Die Thesis berichtet z.B. von zwei gleichzeitig eingereisten Brüdern, deren Aufenthaltsberechtigung ohne nachvollziehbaren Grund von zwei Sachbearbeitern unterschiedlich verlängert wurde.

Verbesserungsvorschläge

Die Thesis schlägt unter anderem unbezahlte Praktika für Flüchtlinge, Sonderwirtschaftszonen für gemeinnützige Arbeiten und einjährige Aufenthaltsverlängerungen beim Abschluss eines Arbeitsvertrags vor.[4] Weitere Optimierungsmöglichkeiten ergeben sich unmittelbar aus obigen Defiziten. So könnten die Anerkennungspraxis ausländischer Abschlüsse weiter gelockert und die Sprach- und Integrationskurse aufgestockt sowie inhaltlich anspruchsvoller werden. Daneben würden es Sonderwirtschaftszonen Flüchtlingen sofort erlauben, berufstätig zu werden. Vielversprechende Vorbilder finden sich dazu z.B. in Jordanien und Uganda – zwei Länder, die zahllose Flüchtlinge beherbergen.[5] Überhaupt gilt es, den rechtlichen Umgang mit Flüchtlingen grundlegend zu überdenken: Warum dürfen sie nicht ab Tag 1 im Zufluchtsland arbeiten? Ist es realistisch, dass Flüchtlinge und ihr Nachwuchs nach Jahren fern der Heimat dorthin (zurück) gehen? Wäre das heutige System noch leistungsfähig, wenn z.B. in China mehrere zehn Millionen Bürger politisch verfolgt und nach Europa fliehen würden?

Fazit

Bessere Rahmenbedingungen könnten Flüchtlinge wesentlich schneller in den deutschen Arbeitsmarkt integrieren – zum Wohle von Wirtschaft und Gesellschaft. Das ist notwendig, zumal der Nahe Osten weit von einem Konfliktende entfernt ist.[6] Selbstverständlich kommt es dabei auch auf jeden Flüchtling bzw. Arbeitgeber und seine oder ihre Einstellung an. Aber neben intrinsischer Motivation können auch externe Anreize Wunder bewirken.

Quellen:

[1] Larissa Hölzl, „Integration von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt: Probleme und Lösungsansätze“, Bachelor Thesis, Wiesbaden Business School der Hochschule RheinMain, 9.3.2018. Zwecks Datenschutz der Befragten ist diese Abschlussarbeit nicht öffentlich zugänglich.

[2] Soweit nicht anders angegeben: vgl. detailliert Larissa Hölzl, a.a.O., Kap. 5-6 und Anhänge.

[3] Vgl. detailliert: Larissa Hölzl, a.a.O., Kap. 3 und 4.

[4] Vgl. detailliert: Larissa Hölzl, a.a.O., Kap. 7.

[5] Vgl. detailliert: Alexander Betts/Paul Collier, Gestrandet. Warum unsere Flüchtlingspolitik allen schadet – und was jetzt zu tun ist. Siedler, München 2017, v.a. Kap. 6, S. 216-235. Die Autoren kritisieren auch die Genfer Flüchtlingskonvention, sie sei für heutige Anforderungen ungeeignet. Buchbesprechung: Britta Kuhn, Sozialer Fortschritt, Jahrgang 67 (2018), No. 2, S. 137-139. Kurzrezension: https://besser-wachsen.com/2018/02/16/heterodoxes-zu-flucht-und-migration/

[6] Vgl. detailliert: Larissa Hölzl, a.a.O., Kap. 8 und (zum Nahen Osten) Kap. 1.

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