IST INDONESIENS PALMÖLANBAU GUT ODER SCHLECHT?

Britta Kuhn

Ferhan Recep Oygurs Bachelor Thesis analysiert Chancen und Risiken der indonesischen Palmölindustrie[1]

Indonesiens Palmölanbau schädigt die Umwelt, bietet dem Land aber auch beträchtliche Entwicklungsmöglichkeiten. Was könnte die Lage verbessern?

Indonesien, die große Unbekannte[2]

Hätten Sie es gewusst? Indonesiens Einwohnerzahl erreicht weltweit Platz vier. Die meisten Menschen leben auf Java. Dabei ist Kalimantan (Borneo) die größte der über 17.500 Inseln. Der Staatspräsident heißt Joko („Jokowi“) Widodo. Allein bis 1990 siedelte General Suharto 4 Mio. Indonesier um, was bis heute für gewaltsame Auseinandersetzungen mit indigenen Bewohnern führt. Und im Jahr 2015 emittierte der Inselstaat mehr Treihausgase als die USA.[3] Heute ist Indonesien der weltweit größte Produzent und Exporteur von Palmöl.

Chancen des Palmöl-Anbaus[4]

Keine andere Ölpflanze ist so effizient und produktiv. Mit rund 5 Mio. Beschäftigten trug die Palmölindustrie außerdem maßgeblich dazu bei, die in Indonesien verbreitete Armut zu senken. Die Volkswirtschaft profitiert des Weiteren von Deviseneinnahmen und der Entwicklung ländlicher Regionen. Denn neue Plantagen führen dort zu Straßen, Elektrifizierung, Bildungs- und Gesundheitsinstitutionen. Weltweit spielt Indonesiens Palmöl auch eine wichtige Rolle als großer Lieferant von Biotreibstoffen. Die sind zwar umstritten, ersetzen aber bislang noch fossile Brennstoffe.

Risiken des Palmöl-Anbaus[5]

Indonesiens Regenwälder gehören (noch) zu den vier wichtigsten Biodiversität-Hotspots der Welt. Trotz eines Regierungs-Moratoriums von 2011 ist ihre Abholzung weiterhin in vollem Gang. Denn neben neuen Palmöl-Plantagen sind die Holzindustrie und seltene Erden lukrative Geschäftsfelder. Freigelegte Torfböden und Brandrodungen verursachen 85% der indonesischen Treibhausgasemissionen. Unter den Folgen leidet vor allem die Gesundheit zahlloser Bewohner. Regierungsvertreter gehen hierbei kaum gegen illegale Machenschaften vor – das Land gilt als hochkorrupt. Weitere soziale Schwierigkeiten ergeben sich z.B. aus Konflikten zwischen Palmölfirmen und lokalen Dörfern, aber auch aus höchst problematischen Arbeitsbedingungen.

Verbesserungsvorschläge[6]

Die Thesis regt erstens produktivitätssteigernde Maßnahmen für Kleinbauern an. Sie müssten dafür auch bessere Finanzierungsmöglichkeiten erhalten. Zweitens sollte in höchst ertragreiche neue Palmölsorten investiert werden, anstatt weiterhin Waldflächen und Torfböden in Plantagen zu verwandeln. Drittens böten sich für den Anbau „degradierte Länder“ oder unproduktive Kautschukplantagen an. Dadurch würde kaum Biodiversität zerstört. Sie sind für Privatfirmen bisher unattraktiv, weil dort keine Edelhölzer wachsen. Schließlich sollten die Plantagenarbeiter feste Verträge zu den geltenden Mindestlöhnen und sichere Arbeitsbedingungen erhalten, Kinderarbeit abgebaut und Konflikte mit der lokalen Bevölkerung verringert werden.

Fazit

Der Verfasser äußert die Hoffnung, dass die Vorteile des Palmölanbaus ausgebaut und seine Nachteile gesenkt werden können.[7] Auch ich meine: Beides würde nicht nur Indonesien helfen, sondern der ganzen Welt. Allerdings dürften Indonesiens vergleichsweise korrupte Staatsdiener[8] und ein weltweit nur langsam wachsendes Umweltbewusstsein diesen Prozess verlangsamen.

Quellen:

[1] Ferhan Recep Oygur, „Palmölanbau in Indonesien: Chancen, Risiken und Verbesserungsvorschläge“, Bachelor Thesis, Wiesbaden Business School der Hochschule RheinMain, 6.3.2018.

[2] Vgl. detailliert: Ferhan Recep Oygur, a.a.O., Kap. 2.

[3] Speziell Umsiedlungspolitik bzw. Treibhausgas: Ferhan Recep Oygur, a.a.O., S. 19 (i.V.m. S. 5 f.) bzw. S. 15.

[4] Vgl. detailliert: Ferhan Recep Oygur, a.a.O., Kap. 3.

[5] Vgl. detailliert: Ferhan Recep Oygur, a.a.O., Kap. 4.

[6] Vgl. detailliert: Ferhan Recep Oygur, a.a.O., Kap. 5.

[7] Vgl. Ferhan Recep Oygur, a.a.O., S. 22.

[8] Indonesien war im Jahr 2017 von 180 untersuchten Ländern das 96ste hinsichtlich seiner Korruption. Die wahrgenommene Korruption lag bei 37 Punkten. Ein Land mit 100 Punkten wäre vollkommen sauber, ein Land mit null Punkten komplett korrupt. Vgl. Tranparency International, CORRUPTION PERCEPTIONS INDEX 2017, 21.1.2018, https://www.transparency.org/news/feature/corruption_perceptions_index_2017#table (Zugriff: 8.3.2018).

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