Britta Kuhn
Amelie Langes Bachelor Thesis untersucht das Potenzial von UAVs[1]
„Unmanned Aircraft Vehicles“ bieten großen kommerziellen Nutzen, sind aber nicht frei von Risiken. Was überwiegt?
Drohnen versus UAVs[2]
Umgangssprachlich werden häufig alle unbemannten Fluggeräte als Drohnen bezeichnet. UAVs im engeren Sinne navigieren aber nicht völlig autonom, leisten also weniger als Drohnen. Dennoch finden UAVs immer mehr Anwendungsmöglichkeiten in Militär, Freizeit und Privatwirtschaft. Ihr legaler Einsatz ist angesichts des wachsenden Bedarfs nicht mehr zeitgemäß geregelt – auch nicht in den USA, auf die sich die Abschlussarbeit konzentriert.
Grundsätzliche Chancen…[3]
Fotos und Filme lassen sich mit UAVs preiswerter und qualitativ besser herstellen. Davon profitiert nicht nur die Foto-, Video- und Filmindustrie, sondern zum Beispiel auch die Immobilienbranche. In der Landwirtschaft können unbemannte Fluggeräte den Zustand großer Anbauflächen preiswerter überwachen als herkömmliche Verfahren. Auch das Düngen und die Schädlingsbekämpfung werden effizienter und damit weniger umweltschädlich. Länder wie Japan und Australien sind hierbei Vorreiter: So konnte Nippon seine jährliche Produktivität im Agrarsektor um bis zu 85% steigern[4]. Im Logistikbereich bemühen sich Großkonzerne wie Amazon, Google und UPS um die weitgehende Legalisierung fliegender Zusteller. Von wissenschaftlicher Seite werden sie dabei unter anderem hinsichtlich der ökologischen Vorteile gegenüber dem konventionellen Verkehr unterstützt[5]. Auch die Suche und Bergung verunglückter Menschen ließe sich sicherer und kostengünstiger abbilden. Schließlich könnten Regierungen ihre Grenzen besser überwachen und absichern als bisher.
…und Risiken[6]
Gerade die zuletzt genannte Chance birgt aber auch Probleme hinsichtlich persönlicher Rechte und des Schutzes der Privatsphäre. Regierungen, aber auch kommerzielle Anbieter könnten den Bürger hinterherspionieren und sie in Haus und Hof mit Kameras belästigen. Ausgespäht wird die Bevölkerung zwar schon heute, es würde aber wesentlich einfacher und billiger. Auch könnte der Luftverkehr derart zunehmen, dass an Piloten aller Art und die Luftfahrtkontrolle deutlich höhere Anforderungen gestellt werden müssten. Andernfalls nähme die Unfallgefahr zu. Bei bisherigen Zwischenfällen mit UAVs konnte zudem nicht immer auf Anhieb der Verursacher ermittelt werden.
Fazit[7]
Die Thesis empfiehlt unter anderem, von UAV-Piloten eine Art Führerschein zu verlangen und die Fluggeräte systematisch zu registrieren[8]. Der gesellschaftliche Nutzen von UAVs allein in den USA läge für 2015-2017 bei geschätzt über 70.000 zusätzlichen Arbeitsplätze und 13,6 Mrd. US-Dollar BIP-Zuwachs. 2015 bis 2025 wären es sogar über 100.000 neue Jobs und ein BIP-Gewinn von rund 82 Mrd. US-Dollar[9]. Zwar weckt bei mir die Vorstellung, künftig im Freien von tief fliegenden, surrenden Amazon-Paketen und Filmkameras umschwirrt zu werden, Unwohlsein[10]. Sicher ist aber, dass es auch in Deutschland bald Registrierungspflichten bis hin zu Pilotenscheinen geben wird – zwecks Gefahrenabwehr und Schadenszuordnung[11].
[1] Amelie Lange, „Drones – Opportunities and Risks of a New Technology in the U.S.A.“, Bachelor Thesis, Wiesbaden Business School der Hochschule RheinMain, 27.8.2016.
[2] Amelie Lange, a.a.O., Kapitel 2.
[3] Soweit nicht anders angegeben: Amelie Lange, a.a.O., Abschnitt 3.1
[4] Im Detail: Amelie Lange, a.a.O., Anhang 2, S. iii bzw. Originalquelle Darryl Jenkins und Bijan Vasigh, „The Economic Impact of Unmanned Aircraft Systems Integration in the United States“, AUVSI March 2013, Figure 1, p. 5.
[5] Z.B. Raffaello D’Andrea, ETH Zürich.
[6] Soweit nicht anders angegeben: Amelie Lange, a.a.O., Abschnitt 3.2.
[7] Soweit nicht anders angegeben: Amelie Lange, a.a.O., Kapitel 4.
[8] Amelie Lange, a.a.O., z.B. S. 15 bzw. 17.
[9] Amelie Lange, a.a.O., S. 18 und Anhang 1, S. ii bzw. Originalquelle Darryl Jenkins und Bijan Vasigh, a.a.O., Table 1, p. 4.
[10] Z.B. kritisch zu wachsenden Hauslieferungen, auch durch Drohnen, auf diesem Blog: https://besser-wachsen.com/2016/01/22/besser-liefern/ (Abruf 9.9.2016).
[11] Dyrk Scherff, „Drohnen überall“, Frankfurter Allgemeine Meine Finanzen vom 28.11.2016, http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/zahl-der-drohnen-steigt-toller-spass-oder-echte-bedrohung-14547102.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 (Abruf 17.1.2017).