Britta Kuhn
Andreas Volkmanns Bachelor-Thesis untersucht nachhaltige Fonds[1]
„Nachhaltige Investmentfonds“ boomen. Aber die wenigsten halten ihr Versprechen, wie Praxisbeispiele zeigen.
Sieben Mogelpackungen
Nachhaltige Geldanlagen berücksichtigen neben wirtschaftlichen auch langfristige ökologische und soziale gesellschaftliche Auswirkungen einer Investition[2]. Tatsächlich aber erfüllen viele Angebote mindestens ein Kriterium nicht[3]. So enthalten die Fonds „Deka-Nachhaltig Aktien“, „Allianz Global Sustainability“ „UniNachhaltig Aktien Global“, „LBBW Global Warming“ bzw. „Africa Agriculture and Trade Investment Fund“ jeweils die Unternehmen Nestlé, Microsoft, Adidas, BASF und Bayer bzw. Deutsche Bank. Nestlé entzieht zahlreichen Afrikanern systematisch sauberes Trinkwasser. Microsoft erhöht die Schadstoffbelastung mit Schwer- und Edelmetallen weit über das erforderliche Maß. Adidas könnte für wesentlich bessere Löhne in seinen Zulieferbetrieben sorgen. Die BASF-Tochter Wintershall betätigt sich im umstrittenen Fracking[4]. Bayer-Wirkstoffe tragen unter anderem zum Bienensterben bei. Die Deutsche Bank schließlich betreibt Agrarfonds, die nach Aussage ihrer Kritiker die Nahrungsmittelpreise durch Spekulationsgeschäfte erhöhen.
Die Thesis stellt auch die Nachhaltigkeit der deutschen Energiewende umfassend in Frage. So finanziert die „Fondsgesellschaft Lacuna Windpark Hohenzellig“ Windenergieanlagen, die nicht nur unter Tierschützern höchst umstritten sind. Der „CFB Fonds 177 Solar-Deutschlandportflio III“ investiert seinerseits in acht deutsche Solarkraftwerke.
„Nachhaltigkeit“ individuell verschieden
Volkmann weist darauf hin, dass die kritisierten Großunternehmen an anderer Stelle durchaus zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung beitragen. Auch würden Anleger individuell unterschiedliche Maßstäbe anlegen – z.B. Tierschützer und Atomkraftgegner hinsichtlich Windkraftanlagen. Deshalb müssten die Fondskriterien transparenter werden und Anleger sollten sich zunächst an „Alternativ- und Kirchenbanken“ halten[5].
Fazit: Transparenz und/oder Gütesiegel
Solange Finanzdienstleister in undurchsichtigen Verfahren traditionelle Rendite- mit Nachhaltigkeitszielen verknüpfen, finden Anleger nur schwer den zu ihnen passenden Fonds. Dringend gefordert sind daher nachvollziehbare Selektionskriterien wie zum Beispiel bei der GLS Bank Bochum oder Indizes wie der Natur-Aktien-Index NAI[6].
[1] Andreas Volkmann, „Nachhaltige Geldanlage: Mogelpackung oder Zukunftskonzept?“, Bachelor Thesis, Wiesbaden Business School der Hochschule RheinMain, 31.8.2015.
[2] Details: Andreas Volkmann, a.a.O., Kapitel 2.1-2.2.
[3] Details im Folgenden, soweit nicht anders angegeben: Andreas Volkmann, a.a.O., Kapitel 3.
[4] Zu Fracking vgl. auf diesem Blog Pascal Martens, https://besser-wachsen.com/2013/06/16/fracking-teil-1-losung-aller-energieprobleme-oder-nur-zeitgewinn-mit-unabsehbaren-folgen/#more-605 und https://besser-wachsen.com/2013/08/22/fracking-teil-2-usa-hochmut-vor-dem-fall/. Aktualisierte Zusammenfassung in Britta Kuhn, „Besser Wachsen“, 6.1, S. 141-151
[5] Andreas Volkmann, a.a.O., jeweils S. 17, 19, 19 und 16 (Zitat).
[6] Zu transparenten Selektionskriterien und Gütesiegeln vgl. auf diesem Blog Matthias Breil, https://besser-wachsen.com/2013/09/06/nachhaltige-geldanlage-nur-was-fur-okos-oder-lukrativer-zukunftsmarkt/. Aktualisierte Zusammenfassung in Britta Kuhn, „Besser Wachsen“, 2.2, S. 29-34.